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1993-2008
Heraus zum Roten 1. Mai
15 Jahre antikapitalistische
Alternative
zu Bier- und
Bratwurstveranstaltungen am „Tag der Arbeit“
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Die
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Download im PDF-Format |
Auch in diesem Jahr
werden
in Siegen wieder einige Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem
linken, alternativen und gewerkschaftlichen Spektrum am 1. Mai deutlich
machen, dass der Kampf gegen den Kapitalismus notwendiger denn je ist.
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- Die mächtigen Staaten maßen
sich das Recht an, überall in der Welt ihre imperialen,
ökonomischen und strategischen Interessen auch mit
militärischen Mitteln durchzusetzen. Kriege und
militärische Bedrohung sind Normalität geworden.
- In allen Teilen der Welt hat die Globalisierung
zu Neokolonisierung geführt. Mit Institutionen wie Weltbank,
IWF und WTO wird in die Volkswirtschaften der Entwicklungs- und
Schwellenländer eingegriffen und soziale Konflikte
verschärft.
- In den kapitalistischen Ländern werden
soziale Errungenschaften rückgängig gemacht und
demokratische Rechte eingeschränkt. Umverteilung vertieft die
Kluft zwischen Arm und Reich. Finanzstarke Unternehmen erpressen
Regionen und Belegschaften. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die
Investoren aus dem Ausland kommen (Nokia/Finnland), oder ob es sich um
inländische Finanzgruppen (Siemens, AEG, Telekom, Deutsche
Bank, Allianz-Versicherung usw.) handelt: Maß aller Dinge ist
der Maximalprofit. Banken und Versicherungen verzocken Milliarden auf
den internationalen Finanzmärkten und gefährden
Arbeitsplätze und Existenzen. Profitgier führt zu
schrankenloser Ausplünderung der Natur.
Es droht - hauptsächlich hervorgerufen durch die
kapitalistische Produktionsweise - eine Klimakatastrophe.
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Große
Teile der
Bevölkerung in unserem Land stehen diesen Entwicklungen
hilflos gegenüber. Sie sehen gegenwärtig keine
ernstzunehmende Gegenkraft gegen den Kapitalismus.
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- Die
Arbeiterbewegung befindet sich in einer defensiven Situation. Noch
enden die betrieblichen und gewerkschaftlichen Kämpfe gegen
Betriebsschließungen, Ausgliederungen, Verschlechterung der
Arbeitsbedingungen, Lohnkürzungen und Abbau der sozialen
Errungenschaften mit Niederlagen oder unzureichenden Kompromissen, wie
z.B. bei Siemens, EADS (Airbus), Telekom usw. Hier fehlt es an
kämpferischen Strategien der Gewerkschaften und damit
verbunden an ausreichender Mobilisierung der Gegenwehr.
Die Notwendigkeit zeigt sich
in brutaler Form bei Nokia Bochum. Mit dem menschenverachtenden Diktat
eines transnationalen Konzerns werden die Existenzen von einigen
tausend Beschäftigten bedroht. Diese Unternehmen streichen
mindestens 83 Millionen Euro an öffentlichen Geldern ein,
erreichen Höchstprofite - u.a. durch
Lohnzugeständnisse und Überstunden der Belegschaft -
und vernichten nun Arbeitsplätze und den Standort, um
anderweitig noch mehr Profite zu scheffeln. Den Menschen in
Rumänien und anderswo drohen dann die gleichen Repressionen
wie den Kolleginnen und Kollegen in Bochum. Das ist Kapitalismus, der
weder gezähmt noch zivilisiert werden kann, sondern
abgeschafft werden muss.
Aktuell benötigen Belegschaft, IG Metall und die gesamte
Region ein Konzept mit dem Nokia Bochum in öffentliches
Eigentum überführt werden kann. Die Produktion muss
weitergeführt werden. Um diese Fragen muss jetzt der Kampf
geführt werden. Die Nokia-Belegschaft hat vom Kapitalismus
nichts zu erwarten.
Dass es auch anders geht, zeigen die Auseinandersetzungen bei Opel in
Bochum 2004 oder bei der Besetzung der Nordhausener Fahrradfabrik
(Strike-Bike). Diese „wilden“ beziehungsweise
unabhängig geführten Arbeitskämpfe zeigen,
dass auch jenseits der gewerkschaftlichen Bürokratie und
Realpolitik dynamische Entwicklungen möglich sind, die
entsprechende Erfolge zeitigen.
- Die
Privatisierung öffentlichen
Eigentums und deren negativen
Auswirkungen, wie z.B. bei der Bahn, Post, Telekommunikation,
Energiewirtschaft stößt bei immer mehr Menschen auf
Ablehnung. Die sozialen Bewegungen sind noch zu schwach. Es fehlt die
Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften als Ausgangspunkt für
die Schaffung breiter gesellschaftlicher Bündnisse.
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Wir fordern:
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- Schluss mit der Privatisierung von
öffentlichem Eigentum!
- Rückführung von Bahn, Post,
Energiekonzerne und anderen ehemaligen Unternehmen der
öffentlichen Hand in öffentliches Eigentum.
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Doch dies sind
nicht die einzigen gesellschaftlichen Felder, in denen der Kapitalismus
seine Schattenseiten zeigt; zu betonen bleiben:
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- Der sexistische
„Normalalltag“ - Die Degradierung von Frauen zu
bloßen Objekten und willfährigen Instrumenten und
die zunehmende aggressive Homophobie in Pop- und Jugendkultur.
- Die trotz Wirtschaftswachstum anhaltende
Erwerbslosigkeit und Ausgliederung großer Teile der
Bevölkerung aus der (eigentlich) selbstverständlichen
gesellschaftlichen Teilhabe.
- Der rassistische Konsens und die
tägliche Abschottungs- und Abschiebungspolitik, die sowohl auf
nationaler Ebene als auch für ganz Europa unter egal welcher
Regierung konsequent (weiter) vollzogen wird.
- Der weitere Ausbau des
Überwachungsstaates und die zunehmend verschärfte
Sicherheits- und Repressionspolitik - egal ob es sich um die
Überwachung im Internet, die Kameraüberwachung auf
öffentlichen Plätzen und Straßen, die
Legitimierung von Folter oder die Option finaler
„Rettungsschüsse“ geht.
- Die Auseinandersetzungen in der Bildungspolitik
- die Kämpfe um ein gebührenfreies,
möglichst selbst bestimmtes Studium. Die Leitung von Schulen,
Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen wird zunehmend denen
betriebswirtschaftlicher Unternehmen angeglichen.
- Die Stadtumstrukturierung in vielen
Innenstädten Deutschlands schreitet stetig voran. Die
Vertreibung bestimmter, „konsumstörender“
bzw. aus dem Konsum ausgegliederter Teile der Bevölkerung aus
den Einkaufszentren geht mit dem Ausbau von Überwachung und
dem zunehmenden staatlichen Zugriff auf die Privatsphäre des
Einzelnen einher. Die Kompetenzen von Ordnungsamt und privaten
Security-Diensten werden stetig erweitert.
- NPD und freie Kameradschaften können
nicht nur in vielen Gegenden Ostdeutschlands gesellschaftliche
Hegemonie erlangen; in ganz Deutschland finden nahezu
wöchentlich Nazi- Aufmärsche statt. Ihre
antisemitische, rassistische Hetze erreicht nach wie vor
große Teile der gesamtdeutschen Bevölkerung und die
willfährige Volksgemeinschaft steht stramm. Auch wenn der
Tabubruch - explizit positive Bezugnahme auf faschistisches Gedankengut
- von vielen noch nicht vollzogen wird, so sind doch viele der
rechtsextremen Positionen und Forderungen in der Mehrheitsgesellschaft
konsensfähig.
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Der Rote 1.
Mai ist
auch in diesem Jahr wieder der Tag an dem durch Demonstration und
Kundgebung, durch Info-Stände und Publikationen deutlich
gemacht wird, dass es auch in unserer Region eine Vielzahl von Menschen
gibt, die für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel
eintreten und die bereit sind hier auf kommunaler und regionaler Ebene
für die Schaffung von wirkungsvollen gesellschaftlichen
Allianzen aktiv zu werden.
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Unsere
Forderungen lauten:
- Weg mit Harz IV.
- Her mit dem flächendeckenden
Mindestlohn (und dem bedingungslosen Grundeinkommen).
- Arbeitszeitverkürzung statt
Personalabbau.
- Die Heraufsetzung des Renteneintrittalters auf
67 Jahre muss rückgängig gemacht werden.
- Schluss mit Militarisierung und Krieg.
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Die
Linke muss
in dieser Situation die Überwindung der kapitalistischen
Macht-, Eigentums- und Produktionsverhältnisse anstreben und
die Erinnerung auf eine wirkliche Emanzipation der gesamten Menschheit
wach halten. Daher:
Heraus zum Roten 1. Mai!
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Wider
die
Demut,
die Ruhe
und Ordnung
als einzige
Lebensäußerung.
Gegen
die
stumpfe
Unterwerfung -
Leben!
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