|
Gedanken
zur politischen
Begründung
einer eigenen
1. Mai-Veranstaltung
des "internationalistischen Blocks" |
|
Der Text zum
Download als *.pdf |
Vorbemerkung |
Bisher
wird die
Begründung für
eine eigene 1.
Mai-Veranstaltung davon abgeleitet, dass der "internationalistische
Block" im vergangenen Jahr so (?) stark war und trotzdem seine
Positionen (?) nicht vorstellen konnte. Das ist zum einen eine
aktionistische Begründung, und zum anderen naiv, weil vom DGB
halt auch nichts anderes zu erwarten ist.
Eine politische
Begründung für eine eigene 1-Mai-Aktion muss sich
kritisch mit der Bedeutung des Tages und der sozio-politischen Funktion
der Einheitsgewerkschaft auseinandersetzen und zwar gerade auch auf dem
Hintergrund, dass wir z.Z. erstmals seit Jahren überhaupt in
der Lage wären eine eigene Aktion durchzuführen.
Dieses Papier kann und soll nur Anregung sein und keinesfalls eine
umfassende Analyse.
|
Zur Bedeutung des
1. Mai |
In
Deutschland ist der 1. Mai seit 1933 als
"Tag der (nationalen) Arbeit" inhaltlich umgewidmet. War er vorher der
"Kampftag der Arbeiterbewegung", hat er nunmehr die Funktion die
soziale Bedeutung der Lohnarbeit für die Volkswirtschaft/die
Nation zu würdigen und damit die Arbeiterklasse zu
integrieren.
Der DGB besitzt ein weit reichendes Monopol auf 1.-Mai-Veranstaltungen1
und füllt dieses mit sozialpartnerschaftlichen Inhalten, wobei
gerade in diesem Jahr an dem "Solidarpakt" und dem Reallohn und
Sozialabbau deutlich wird, welchen Charakter diese Partnerschaft hat.
|
Die
gesellschaftlichen
Anforderungen |
Wenn
es uns also darum geht, den 1. Mai mit einer
eigenständigen Veranstaltung, wieder zu einem "Kampftag der
Arbeiterbewegung"2 zu machen, sollten wir uns
vergegenwärtigen,
wogegen wir kämpfen.
In traditioneller Herangehensweise im Vordergrund steht die zunehmende
Arbeitslosigkeit, bzw. der Sozialabbau, d.h. der Entzug unserer
materiellen Existenzgrundlagen. Dazu gehört
selbstverständlich auch die Vernichtung billigen,
innerstädtischen Wohnraums.
Hinzu kommt, und das in letzter
Zeit verschärft, die Bedrohung durch Faschisten und der Punkt,
dass unsere ausländischen Kolleginnen mit Rassismus, sei es
Stammtisch oder "Staatsrassismus", konfrontiert werden.
Wir werden als Randgruppen und Subkulturen dieser Gesellschaft
diskriminiert und kriminalisiert.
Insgesamt kristallisiert sich unsere
Unterdrückung an Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus!
Die
meisten von uns werden mit dieser Einschätzung, gerade vom
DGB, nicht aufgefangen, da wir nicht das Klientel darstellen, das der
DGB vertritt. So sind viele von uns Jobber, die als ungarantierte
ArbeiterInnen jenseits von irgendwelchen Tarifverträgen
stehen. So liegt die Wohnungsnot dem DGB ebenso fern, da er als
FacharbeiterInnenvertretung wenig Wohnungslose in seinen Reihen hat,
geschweige denn irgendwelche Arbeitslose, weil er ja eine
"ArbeitnehmerInnenvertretung" ist. Dem DGB kann es auch nicht um
Randgruppen und Subkulturen gehen, da der DGB in diese Gesellschaft
gehört, wie nur irgendwas3 und wir ja
nicht umsonst Randgruppen
sind, sondern weil wir mit dieser Gesellschaft nichts am Hut haben.
So müssen wir unsere Sache dann wohl in die eigenen
Hände nehmen!
|
Wer sind "WIR"? |
Nachstehend
soll der so peppig am Schluss
stehende Satz in seine
Bestandteile zerlegt, mit Inhalt gefüllt und daraus eine
Perspektive entwickelt werden.
Wir sind zunächst mal all diejenigen, die sich im Laufe des 2.
Halbjahres '92 zu einem mehr oder weniger losen Bündnis
formiert haben, als da wären DLL, Falken, Kulturreferat und
VEB. Hinzu kommen die Leute aus den Häusern am unteren
Wellersberg4. Dieser Haufen scheint prinzipiell
mobilisierbar und wir
können unser Augenmerk auf mögliche
BündnispartnerInnen richten, als da sind, die Organisationen,
Initiativen und Bündnisse:
- der ausländischen KollegInnen
- der Frauen
- und der anderen fortschrittlichen
Kräfte u.a. denen in den Gewerkschaften.
|
Was ist UNSERE
SACHE? |
Ziel
der Demo sollte die
öffentlichkeitswirksame, radikale
Kritik und Infragestellung der gesellschaftlichen Verhältnisse
und die Behauptung gesellschaftlicher Utopien sein. Es geht dabei um
grundsätzliche Patriarchats-, Rassismus- und
Kapitalismuskritik. Damit unterscheidet sich unsere Demo von der des
DGB!
Dabei muss es natürlich auch darum gehen, die
grundsätzliche Kritik an konkrete Forderungen anzubinden d.h.
sie vermittelbar zu machen. Mögliche
Anknüpfungspunkte wären:
- Wohnungsnot, unterer Wellersberg
- soziale Mindestsicherung für Alle
- Frauenhaus
- Erhaltung selbst bestimmter Strukturen.
Weitere
Anknüpfungspunkte werden sich hoffentlich aus der Diskussion
um dieses Papier ergeben.
|
Wie nehmen wir's in
die
EIGENEN
HÄNDE! |
Im
Vorfeld muss eine massive
Öffentlichkeitsarbeit
stattfinden! Neben den üblichen Standards sollte versucht
werden
- eine Zeitung zu erstellen, in der unsere
Analysen und Utopien
dargestellt werden
- und eine Radiosendung (Radio Siegen) zu machen.
Mit dieser Öffentlichkeitsarbeit soll versucht werden einen
größeren Kreis der Bevölkerung zu
erreichen, vor allen Dingen auch ArbeiterInnen, die wir für
den Kampf gegen Solidarpakt und Sozialabbau mobilisieren wollen.5
Daneben ist daran zu denken, unser Spektrum aus anderen
Städten einzuladen.
Zur Demo selbst: Die Demo verläuft auf der traditionellen
DGB-Route, was beabsichtigt ist, um die DGB-Demo eventuell mit unseren
Flugblättern versorgen zu können.
Die
Abschlussveranstaltung Es sollen {Reden} gehalten werden.
Vorschläge {werden} erbeten. Im Anschluss daran soll es eine
Kulturveranstaltung mit Bands, Info-/Essensständen und
Kinderbelustigung etc. geben. Dabei ist im Sinne einer breiten
Mobilisierung darauf zu achten, dass es auch musikalisch breiter wird,
d.h. kein HC/kein Punk.
|
Es
sind noch 7 Wochen bis
zum Tag X!
In diesem
Sinne: Freiwillige und arbeitslose Hänger vor!
Nicht aus
gemischten Zusammenhängen,
aber mit gemischten
Gefühlen |
Anmerkungen:
1 Das war nicht immer so. Die
verschiedenen Fraktionen der Arbeiterbewegung haben den 1. Mai immer
auch für eigene Veranstaltungen genutzt.
2 ... und dabei allen
sozialstrukturellen und inhaltlichen Veränderungen der
Begrifflichkeit Rechnung tragen.
3 Der DGB ist ein wichtiger
Bestandteil der Ideologie von der "sozialen Marktwirtschaft".
4 Es geht also um die
Donnerstagsrunde.
5 ...und zwar auch gegen die
Gewerkschaftsführung. Deshalb ist da sehr sensibel vorzugehen.
|
|
Wider
die
Demut,
die Ruhe
und Ordnung
als einzige
Lebensäußerung.
Gegen
die
stumpfe
Unterwerfung -
Leben!
|